Nobody (Filmreihe)

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Annonce für den Film in einem „Nobody“-Heft.

“Nobody” hieß der männliche Titelheld einer stummen Detektivfilm-Reihe, die 1921 unter der Regie von Josef Stein[1] von den beiden Produktionsfirmen Nobody-Film GmbH (Berlin) und Progreß-Film GmbH (Berlin), ab der 15. Folge von der Progreß-Film allein, und ab der 22. Folge von der Promo-Film AG (Berlin) hergestellt wurde. Die Rolle des Detektivs Nobody spielte der deutsche Sensationsdarsteller Sylvester Schäffer junior (1885–1949).[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Reihe lag der Fortsetzungsroman “Detektiv Nobody’s Erlebnisse und Reiseabenteuer. Nach seinen Tagebüchern bearbeitet” des deutschen Kolportageschriftstellers Robert Kraft zugrunde, der ab 1904 (I. Serie) bzw. ab 1906 (II. Serie) im Verlag H. G. Münchmeyer in Dresden erschien. Paul O’Montis und John Halifax bearbeiteten[3] die Texte für den Film.

Realisiert wurden von 52 geplanten Episoden tatsächlich insgesamt 25 Einakter[4] von unterschiedlicher Meterzahl (200-400), beginnend mit der ersten Folge, genannt „1. Episode“ 1921 bis zur “14. Episode” 1921; ab der 15. hießen die Folgen “Abenteuer” statt Episoden und reichten bis zum “21. Abenteuer” 1921. Ab Folge 22 hießen sie wieder “Episoden” und bekamen einen expliziten Titel beigegeben. Die Episoden 8 und 25 könnten identisch sein.[5]

Die Filme wurden im Berliner Bioscop-Atelier[6] von den Kameramännern Ewald Daub und Adolf Otto Weitzenberg aufgenommen. Wer in den einzelnen Folgen auftrat, ist nicht vollständig überliefert, lediglich für die siebte und die beiden letzten Folgen (24 und 25) sind Schauspielernamen bekannt:

Die Premiere der Nobody-Filmreihe fand am 23. September 1921 in den „Sportpalast-Lichtspielen“[11] in Berlin statt. Zur Begleitung des Filmprojekts wurde vom Verleger Alfred Weiner ein Nobody-Journal[12] herausgegeben. Die letzten vier bekannten Episoden[13] lagen der seit Mai 1920 wieder eingeführten Reichsfilmzensur Zensur am 30. Januar 1922 vor. Die verbot den Besuch der „Nobody“-Filme für Jugendliche.[14]

1922 entstanden noch vier weitere „Nobody“-Filme mit Sylvester Schäffer[15], die jedoch keine „Abenteuer-“ bzw. „Episoden“-Zuweisung mehr führen, dafür aber ausführliche Titel. Es sind auch keine Einakter mehr, sondern mit 6 Akten abendfüllende Filme. Zwei davon wurden noch von der Promo-Film A.G. Berlin, die anderen beiden wieder von der Nobody-Film GmbH. Berlin produziert. Der Drehbuchautor und Produzent war Peter Heuser[16], Regie führten Josef Stein und Karl Gerhardt.

Die Filme gelten augenblicklich als verschollen.[17]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Zensurdatum Zensurkarten-Nr. Titel Regisseur Drehbuchautor Produzent Länge (Meter)
1921 19. August 1921 B.04076 1. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 360
1921 19. August 1921 B.04077 2. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 415
1921 19. August 1921 B.04078 3. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 395
1921 27. August 1921 B.04136 4. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 385
1921 3. September 1921 B.04195 5. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 345
1921 3. September 1921 B.04194 6. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 271
1921 15. Oktober 1921 B.04473 7. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 364
1921 15. Oktober 1921 B.04474 8. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 400
1921 19. Oktober 1921 B.04475 9. Episode[18] Josef Stein ? Nobody/Progreß 392
1921 18. Oktober 1921 B.04493 10. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 488
1921 19. Oktober 1921 B.04494 11. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 410
1921 19. Oktober 1921 B.04495 12. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 405
1921 19. Oktober 1921 B.04496 13. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 490
1921 19. Oktober 1921 B.04497 14. Episode Josef Stein ? Nobody/Progreß 275
1921 9. November 1921 B.04673 15. Abenteuer Josef Stein ? Progreß 254
1921 10. November 1921 B.04675 16. Abenteuer Josef Stein ? Progreß 373
1921 17. Dezember 1921 B.04974 17. Abenteuer Josef Stein ? Progreß 240
1921 17. Dezember 1921 B.04975 18. Abenteuer Josef Stein ? Progreß 385
1921 17. Dezember 1921 B.04976 19. Abenteuer Josef Stein ? Progreß 345
1921 17. Dezember 1921 B.04977 20. Abenteuer Josef Stein ? Progreß 240
1921 17. Dezember 1921 B.04978 21. Abenteuer Josef Stein ? Progreß 297
1921/22 30. Januar 1922 B.05229 22. Episode:
Die seltsame Geschichte des Edward Scott
Josef Stein ? Promo 420
1921/22 30. Januar 1922 B.05230 23. Episode:
Der Brunnengeist
Josef Stein ? Promo 290
1921/22 30. Januar 1922 B.05231 24. Episode:
Der Herr der Unterwelt
Josef Stein Peter Heuser Promo 240[19]
1921/22 30. Januar 1922 B.05232 25. Episode:
Professor Lucifer[20]
Josef Stein Peter Heuser Promo 345
“Nobody”-Filme ohne “Episoden-” oder “Abenteuer”-Zuweisung bzw. Nummerierung
Jahr Zensurdatum Zensurkarten-Nr. Titel Regisseur Drehbuchautor Produzent Länge (Meter)
1922 23. Februar 1922 B.05403 Die Dame in Grau Josef Stein Peter Heuser Promo ?
1922 24. März 1922 B.05595 Das Geheimnis der sieben Ringe Josef Stein Peter Heuser Promo 6 Akte, 1965[21]
1922 2. Mai 1922 B.05780 Die geheimnisvollen Piraten Karl Gerhardt ? Nobody-Film ?
1922 20. Juni 1922 B.06042 Die Flibustier Josef Stein, Karl Gerhardt ? Nobody-Film ?

Nachleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie lange beim Kinopublikum der Name NOBODY noch im Bewusstsein gegenwärtig war, mag eine Grammophonaufnahme des Kabarettisten Charlie Roellinghoff[22] aus dem Jahre 1929 belegen, auf der er als „Der letzte Kinoerklärer“ (Untertitel: Ein Abend im Vorstadtkino) eine Filmhandlung mit dem Helden Mister Nobody beschreibt[23].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herbert Birett: Quellen zur Filmgeschichte 1920–1931. Titelliste von deutschen Stummfilmen, unter kinematographie.de
  • Herbert Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. Entscheidungen d. Filmzensur Berlin, Hamburg, München, Stuttgart 1911–1920. Saur, München 1980.
  • Thomas Braatz: Robert Kraft: farbig illustrierte Bibliographie [1869–1916]. Ed. Braatz & Mayrhofer, Leipzig / Wien 2006.
  • Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. Kindler, München 1956, 469 S.
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.
  • Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt Verlag, Berlin 1956.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptdarsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Produktionsfirmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise, Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Weniger S. 70 zu Josef Stein: “1921/22 zeichnete er außerdem für einige Filme der Nobody-Reihe verantwortlich, darunter “Nobody macht alles”, “Der Herr der Unterwelt”, “Luzifer” und “Die Dame in Grau”.”
  2. bei filmportal.de belegt nur für die 7. Episode, bei IMDb für die letzten Folgen 1921/22
  3. so das Plakat der Progreß-Film GmbH Berlin SW 68, Kochstraße 12, abgeb. bei karl-may-wiki
  4. “Die Dame in Grau” trägt keine Zuweisung zur Nobody-Reihe mehr; IMDb jedoch weist die Mitwirkung Schäffers als Nobody aus, vgl. auch Weniger S. 70; die Besetzungslisten der beiden bei karl-may-wiki genannten Filme “Im Zeichen der Schlange” (1921/22, vgl. IMDb) und “Jussuf el-fanit der Wüstenräuber” (1922, vgl. IMDb) nennen zwar den Namen Schäffers, jedoch nicht mehr als Nobody.
  5. so bei karl-may-wiki
  6. Chausseestraße 123, vgl. CineGraph: Berliner Film-Ateliers: “Nachdem die Continental ihr Glashaus in Weißensee bezieht (Lixie-Atelier), beherbergt das Haus im Laufe der Jahre folgende Filmfirmen: 1918-20 Argus-Film GmbH, 1921 Nobody Film GmbH, 1922-26 Boheme-Atelier GmbH, 1925 dazu Promo-Film GmbH und Karlchen-Film GmbH. …”
  7. vgl. filmportal.de
  8. vgl. IMDb
  9. als Kapitän Flederwisch, vgl. steffi-line
  10. vgl. IMDb
  11. bestanden von 1919-1921 im Sportpalast, Potsdamer Straße 170-172, Schöneberg, dem »größten Kino der Welt«. Jutta Arnold: Gespräch mit Heinz Flesch. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 12, 1996, ISSN 0944-5560, S. 32–37 (luise-berlin.de – Berliner Gespräche).
  12. Nr. 1–17, vgl. Suchliste Robert Kraft No.67
  13. Folgen 22-25, vgl. karl-may-wiki nach: Thomas Braatz: Robert Kraft - Farbig illustrierte Bibliographie. Leipzig 2006, S. 849 f.
  14. vgl. Zensurangaben bei filmportal.de
  15. vgl. IMDb
  16. ist belegt bei IMDb für die von der Promo-Film AG produzierten Folgen 24-25 und für “Die Dame in Grau” und “Das Geheimnis der sieben Ringe”
  17. so karl-may-wiki
  18. im Bildteil bei Zglinicki ist ein Plakat der “Kukuli Kunst- und Kultur-Lichtspiele Wasner's Festsäle” wiedergegeben, auf dem neben dem “aufsehenerregenden Sittenfilm” »Zwangsliebe im Freistaat« und dem Luciano Albertini-Abenteuer »Das Drama im Schlafwagen« auch "Nobody’s 9.Episode: Die rächende Hand" angekündigt wird. Das legt nahe, dass auch die anderen Episoden bzw. Abenteuer Einzeltitel bekommen hatten.
  19. laut filmportal.de 1 Akt, 305
  20. bei filmportal.de ist für 1922 ein weiterer Film mit dem Titel “Lucifer” und Sylvester Schäffer als Nobody angegeben: identisch ? Besetzungsangaben decken sich mit denen bei IMDb
  21. so karl-may-wiki
  22. * 11. April 1897 München, † 17. August 1935 Berlin, vgl. BMLO
  23. Homocord elektro 4-3256 (Matr. T.C. 1397/98) (17. Mai 1929) anzuhören auf youtube